125 Jahre Richter+Frenzel

125 Jahre Richter+Frenzel

Zwei Kollegen, die sich bei der Arbeit kennen- und schätzen lernen, entschließen sich, eine gemeinsame Firma zu gründen. So weit nicht ungewöhnlich. Doch wir befinden uns im Jahr 1895. Die Gesellschaft ist im Umbruch, die Zeiten unsicher und die Branche, in der die beiden Männer Fuß fassen wollen, ist gerade erst in der Entstehung. Emil Richter und Ernst Frenzel wagen es dennoch. Am 5. Dezember 1895 gründen sie in Nürnberg eine Großhandlung für Kanal-, Gas- und Wasserleitungsartikel. Auch wenn Emil Richter und Ernst Frenzel unzweifelhaft mutige und zuversichtliche Unternehmerpersönlichkeiten waren, hätten sie damals wohl nicht zu träumen gewagt, dass ihr Unternehmen 125 Jahre später mehr als 4.000 Mitarbeiter an 175 Standorten beschäftigen wird.

Richter+Frenzel

Dieses Jubiläum im Jahr 2020 nahm die Geschäftsleitung der Unternehmensgruppe Richter+Frenzel und die Familiengesellschafter und Gründer-Nachfahren Dominik Gastreich, Peter Küfner und Christoph Stahl zum Anlass, um die Spuren von Emil Richter und Ernst Frenzel nachzuverfolgen und ihre faszinierende Geschichte umfassend zu rekonstruieren.

„Alle in Betracht kommenden Auskunftspersonen wurden kontaktiert und persönlich befragt. Eine Unzahl von urkundlichen Belegen und Bildern aus Firmenarchiven wie auch aus dem privaten Besitz von am Firmengeschehen beteiligten Personen wurde ermittelt und verarbeitet. Relevante amtliche Vorgänge, zeitlich teilweise sehr weit zurückliegend, wurden in großer Zahl erfolgreich aufgefunden, oft vor Ort eruiert und in die historische Aufarbeitung einbezogen.“

Dr. Peter Küfner, Gesellschafter

Das Projekt – der Mythos der Gründer

Aus Briefwechseln, Arbeitszeugnissen, Rundschreiben und anderen aussagekräftigen Dokumenten haben wir Firmenhistoriker ein recht detailliertes Bild der Gründer gewonnen. Es handelte sich bei Emil Richter und Ernst Frenzel um ein außergewöhnliches Team, denn sie hätten unterschiedlicher nicht sein können. Der eine impulsiv und mit großen Visionen, der andere gewissenhaft, naturverbunden und in sich ruhend. Und vielleicht gerade deshalb, weil sie sich ergänzten und ihre jeweiligen Kompetenzen schätzten, waren sie so erfolgreich.

Die Recherche führte uns in verschiedene Archive und ins Gespräch mit zahlreichen Zeitzeugen. Daraus entwickelten wir in enger Abstimmung mit der Geschäftsführung und den Familiengesellschaftern das Konzept einer Gründerchronik. Ziel war es, die Biografien Emil Richters und Ernst Frenzels, eingebettet ins geschichtliche Umfeld, zu erzählen.

„[…] mit diesem unserem hervorragend gelungenen Jubiläumsbuch „Visionäre Gründer – Emil Richter und Ernst Frenzel“ haben wir ein Werk von bleibendem Wert und großer Nachhaltigkeit für das Unternehmen, sein geschäftliches Umfeld und die beteiligten Familien geschaffen.“

Dr. Peter Küfner, Gesellschafter

Richter + Frenzel Buchcover

Die Geschichte

Zu der Zeit, als Emil Richter und Ernst Frenzel ihren Großhandel für Gas- und Sanitärprodukte gründen, bricht eine neue Epoche an. In den Städten entstehen Abwassersysteme – seit dem Mittelalter war vielerorts Unrat in offenen Rohren durch die Straßen geflossen, immer wieder hatten Choleraepidemien die Menschen heimgesucht. 1883 erst hatte Robert Koch den Cholera-Erreger und dessen Weiterverbreitung im Wasser nachgewiesen und zusammen mit anderen Wissenschaftlern den Grundstein für ein neues Hygieneverständnis gelegt. Das wiederum schlägt sich in neuen Techniken und Produkten im Bereich der Abwasserentsorgung, der Kanalisation und der Sanitärtechnik nieder. Emil Richter und Ernst Frenzel beobachten als reisende Handelsvertreter all diese Entwicklungen ganz genau. Sie kennen den Markt und wollen als selbstständige Unternehmer mit eigenen Produkten diesen Aufbruch in ein neues Zeitalter mitgestalten.

Gebäude von Richter+Frenzel schwarz-weiß Aufnahme
Richter+Frenzel Hinterhof mit Materialien LKW schwarz-weiß Aufnahme

Das Unternehmen

Die in Nürnberg gegründete Firma wächst schnell. In ihrem Sortiment haben sie unter anderem Feuerhähne, Badebatterien und Zylinderbadeöfen. Richter+Frenzel entwickeln außerdem eigene patentierte Produkte wie einen speziellen Siphon. Ihre Firma profitiert von Entwicklungen wie dem Frankfurter Bad – einem neuen Wohnkonzept, mit dem das Waschen im Küchenzuber in einen separaten Raum verlegt wird. 1901 gründen Emil Richter und Ernst Frenzel eine Niederlassung in München, die Emil Richter leitet. Nach dem Tod der Gründer führt die zweite und dritte Generation deren Vermächtnis fort. Weitere Niederlassungen entstehen im In- und Ausland, die Produktpalette verändert und erweitert sich mit den Ansprüchen der Kunden und ist stets auf dem neuesten Stand der Technik.

Bis heute prägen die Werte Emil Richters und Ernst Frenzels das Unternehmen. Man spürt sie in der Leidenschaft für Innovationen und im vertrauensvollen Umgang mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Partnern. Richter+Frenzel ist auch in der vierten Generation ein Familienunternehmen geblieben, in dem der Geist der Gründer lebendig ist.

„Für uns als Historiker ist es faszinierend zu sehen, wie hoch der Stellenwert der Geschichte und wie präsent die Gründer in einem so modernen Unternehmen wie Richter+Frenzel auch nach 125 Jahren noch sind. Es ist ein schönes Beispiel dafür, wie Firmen sich über ihre Geschichte identifizieren und daraus neue Impulse für die Zukunft gewinnen können.“

Roman Krüger, Bereichsleiter Projekte und Technik, D.I.E. Firmenhistoriker GmbH